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DER DACHBODENSCHLÜSSEL

  • blummeret
  • 6. Juli 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Ein Krimi von:

Trix Meier, Sängerin, Tubistin und Brocki-Leiterin


Kommissar Streuli drehte den Schlüssel in seinen grossen, fleischigen Händen hin und her und schüttelte dabei leicht den Kopf. Wer hätte gedacht, dass die Lösung des Mordfalles, der ihn seit über 40 Jahren wie ein treuer Hund stets bei Fuss begleitete, jetzt auf einmal so konkret und unscheinbar vor ihm lag. Draussen schüttete es wie aus Kübeln. „Typisches Frühlingswetter in der Deutschschweiz...“ brummte Streuli und ein leichtes Frösteln bemächtigte sich seines massigem Körpers, das wohl nicht allein von der nasskalten Witterung her rührte. Der Schlüssel passte zu einem Verschlag auf dem Dachboden, Schwertstrasse 17 in 4047 Ulmigen, ein unscheinbares Reihenhaus aus den 30iger Jahren und sollte direkt zur Lösung jenes Doppelmordes führen, der vor 45 Jahren begangen wurde.


Damals, als Streuli als junger Kriminalbeamter in der Soko seine Stelle antrat, hätte er sich niemals vorstellen können, dass er bei der Auflösung zu einem Mord nur einen Moment zögern würde. All die Jahre und all die Menschen und Geschichten, die dieser Fall ans Tageslicht beförderte und schliesslich auch mit Streulis Biographie auf irgendeine Weise verwob und im Zuge der Ermittlungen zu einem Mosaik von absurden Einzelschicksalen zusammenführte.


Wie die Geschichte über den Bekannten des ermordeten Ehepaars und den verschwundenen Rasenmäher. Der gute Mann liess den Rasenmähers des Ehepaars noch in der Tatnacht mitlaufen. Schon in der unschuldigen Annahme, dass seine Bekannten sich noch bester Gesundheit erfreuten. Notabene ging es wohl um eine kleine Geldsumme, die der Ehemann dem Bekannten schuldete und im guten Glauben, der Rasenmäher stehe ihm quasi als Entschuldigung zu. Eine Bagatelle, klar und trotz der Banalität doch kaltblütig und rücksichtslos ausgeführt.


Dann die Jasskasse, die man aufgebrochen am Tatort gefunden hatte: aufgebrochen und den Inhalt von Fr. 64.90 auf dem blutigen Linoleumboden verteilt. Ein Doppelmord wegen ein paar Franken und der Täter wurde aus irgendeinem Grund gestört, so dass er die Beute liegengelassen hat um sich schnellstens aus dem Staub zu machen? Oder hatte der Täter stümperhaft versucht, einen Raubmord vorzutäuschen?


Und dann will Nachbarin auch noch 2 Stunden nach dem brutalen Mord am Waldrand einen „Zwerg“ gesehen haben. Zwar etwas verschwommen, denn dies geschah notabene im schummrigen Licht der Morgendämmerung, aber doch so, dass sie die eher kleinwüchsige Person einigermassen klar beschreiben konnte. Zufällig war der Neffe des getöteten Ehemannes mit seiner Statur von 1.50 Meter tatsächlich von kleinem Wuchs und auch die Beschreibung passte. Er war ein stadtbekannter Säufer und Frauenheld und ein wasserdichtes Alibi hatte auch er nicht vorzuzeigen. Streuli bestellte ihn mehrmals auf den Posten zur Einvernahme, um sich ein Bild des Neffen und seiner Beziehung

zu den Getöteten zu machen, doch ausser ein paar harmlosen Zwistigkeiten, wie sie des  öfteren unter Verwandten vorkommen, gab es nichts zu vermelden. Einzige relevante Tatsache war, dass der „Zwerg“ wohl mehrmals Gast in dem Wochenendhäuschen war, wo sich die Bluttat zutrug. Also konnte es doch ebensogut sein, dass die Nachbarin sich in ihrer Erinnerung täuschte indem sie eine alte Erinnerung quasi mit dem Mord in Verbindung brachte. Oder sie hatte selber ein Techtelmechtel mit dem Neffen gehabt, welches wohl nicht von langer Dauer war und belastete ihn jetzt mit ihrer Aussage.


Es fehlte das Motiv.

Es fehlte die Mordwaffe.


Die Mordwaffe fand man dann per Zufall 15 Jahre später bei einem Abriss einer Werkstatt in Burgdorf. Sofort verdächtigte man den Besitzer der Waffe und gleichzeitig Erbe des Grundstückes, auf dem sich die Werkstatt befand. Der Mann war seit einigen Jahren ins Ausland abgetaucht und unauffindbar. Streuli aber hatte von Anfang so seine Zweifel. Dies war der Tatsache geschuldet, dass der Verdächtige keinen direkten Kontakt zu den Ermordeten hatte. Auch geschah das Verbrechen nicht aus dem Affekt heraus sondern war eine kaltblütige Hinrichtung. Für Streuli war klar: der Mörder und seine Opfer mussten in irgendeiner Beziehung zueinander gestanden haben.

Aber in welcher und warum?


Streuli nahm seinen Tschopen von der Stullehne und machte sich auf, der Schwertstrasse einen Besuch abzustatten. Mal sehen, ob der Schlüssel wirklich passte und die Lösung des mittlerweile verjährten Falles preisgab.



 
 
 

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