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DER SCHLÜSSEL VON BRANDIS

  • blummeret
  • 5. Apr. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Ein Ballade von:

Marianne Senn-Beck, Apothekerin, wohnt in Lützelflüh



Zu Lützelflüh, in frühen Zeiten, steht weit oben, ganz allein, eine Burg aus Stein. Der Burgherr von Brandis hoch zu Ross ist hier der Boss. Die Leute berichten böse Geschichten. Über Intrigen wird nicht geschwiegen auch nicht von Festen mit vielen Gästen. Während im Schloss die Reichen tanzen, pflanzen die Armen ohne Erbarmen eine Allee aus Linden, die schöner nirgends zu finden. Diese Leute vom Tal, die leben schmal. Ihr Gesicht ist fahl von der Qual, denn er stahl ihnen all ihre Tiere im Stall. Er hatte befohlen die Ernte zu holen und hat währenddessen das ganze Essen gefressen.

Viel mehr zu sagen von diesen Tagen hat die Magd, die es kaum wagt, aufzublicken zu den schicken Personen, die hier wohnen. Sie hat ihren Vater verehrt, er war gelehrt, ein Mann mit Mut, und Wut auf die Reichen und einem weichen Herz voll Erbarmen für die Armen. Sie durfte bei ihm die Zeit vertreiben und lernte lesen und schreiben. Bleiben hätte sie wollen.

Doch dann war er tot und es kam die Not. Brot braucht sie und eine Bleibe und Kleider am Leibe. Auf die Schnelle sucht sie eine Stelle. Sie steht auf der Schwelle mit leeren Taschen um Teller zu waschen. Weltmeister im Rüsten, kann sie sich brüsten. Sonst ist sie still, denn sie will die Dinge sehen, die hier geschehen und am Abend bleiben und schreiben, was die Leute so treiben. Damit die Nachwelt sieht, was hier geschieht. Sie kniet am Boden und reibt sich die Hände. Es sind schon vier Bände. Doch dann kommt behände das Ende. Es lodern Flammen, sie stammen aus dem Kamin. Dort kam in die Stube das Feuer ganz ungeheuer. Es erfasst in enormer Hast schon fast den ganzen Palast. Auch ist alles voll Rauch. Die Gerüche erreichen die Magd in der Küche. Schnell wickelt sie ihr Buch in ein Tuch und sucht im Schreck nach einem Versteck. In der Ecke steht die eiserne Truhe der Schuhe. Sie ist schwer, doch man braucht sie nicht mehr, darum ist sie leer.

Der Schlüssel steckt, das ist perfekt. Doch das Schloss ist alt. Das lässt die Magd kalt und sie öffnet sie halt mit Gewalt. Einen Spalt weit geht die Truhe auf und sie legt ihr Buch in die Truhe zur Ruhe. Den Schlüssel dreht sie im Schloss, bloss eine Sekunde und dann ist sie weg aus dem Schloss. Zum Glück läuft sie ein Stück wie verrückt und schaut dann zurück. Sie rennt, denn es brennt das Haus. Es ist aus. Die Burg fällt in den Flammen in sich zusammen. Die Magd jagt weiter, der Weg wird breiter und schon bald nach dem Wald ist sie an der Emme erneut in der Klemme. Die Brückensteuer ist ihr zu teuer. Da nimmt sie den Mut und tut einen Schritt in die Flut. Das Wasser ist seicht. Sie geht leicht und mit sicherem Tritte bis in die Mitte. Doch dann wird es tief und der Boden ist schief. Sie stolpert und fällt und hält den Schlüssel mit einer Hand am Rand. Mit dem Bein rutscht sie vom Stein ins Wasser hinein. Nein, das darf nicht sein, sie kann den alten Schlüssel nicht halten und schon ist er im Grollen der Steine verschollen. Sie wollen die geheimnisvollen Geschichten vernichten von der Burg Brandis, die jetzt verbrannt ist.

Interessant ist, dass später jemand am Rand der Emme stand und im Sand zwischen den Steinen den Schlüssel fand. Der Bart ist zart, fein ist der Schliff am Griff. Der Finder staunt und raunt: «Der muss in sich tragen, ein Geheimnis aus alten Tagen.» Und als er ihn fasst, denkt er, ja der passt doch ins Loch einer Kiste. Darin ist ein Schatz, mit viel Platz und er ist ungeheuer teuer. Eine fette Kette aus Platin mit einem Rubin und ein Quarz, schwarz wie Opal, ob all das Geld Silber enthält? Ein Saphir hats hier, daneben ist ein Amethyst und ein Smaragd, der ragt aus einem Ring aus Gold. Hier rollt rasant ein Diamant. Der Mann ist gebannt. Er hat Fantasie und wie und er will den alten Schlüssel behalten. Er denkt, der ist mein und steckt ihn ein.

 
 
 

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